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Stand: 20.07.2018

Poker um Faser-AG-Millionen aus Schwarza beendet

Der Insolvenzverwalter hat vor dem Gericht in Kuala Lumpur gesiegt. Die Bank in Malaysia muss Schwarzaer Firmengelder zurückzahlen. Die Gläubiger haben jetzt 18 Jahre nach der Insolvenz der Thüringischen Faser AG die Chance, Geld zu bekommen.

Rudolstadt. Dem Insolvenzverwalter der Thüringischen Faser AG (TFS), Dr. Winfrid Andres aus Düsseldorf, ist ein Sieg gegen die Bank of Commerce in Kuala Lumpur gelungen. Die Bank in der Malaysischen Hauptstadt musste laut Gerichtsbeschluss knapp 7,9 Millionen Euro, die dem 1993 in Insolvenz gegangenen Rudolstädter Unternehmen zustehen, zurückzahlen. Somit haben die insgesamt 87 Gläubiger 18 Jahre nach dem Insolvenzantrag die Chance, noch Geld zu bekommen.

Diesem Urteil vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit um zunächst neun Millionen D-Mark, die im Jahr 1992 auf Anweisung der damaligen Eigentümer der TFS, der Dalmia-Brüder aus Indien, und mit Zustimmung des TFS-Vorstandes auf einem Konto der Bank of Commerce angelegt wurden.

Allein der Vorstand der TFS sollte über das Vermögen verfügen können. Als im ersten Halbjahr 1993 die Gelder benötigt wurden und abberufen werden sollten, reagierte die Bank nicht. Mit dem Entzug der Mittel war die TFS schließlich nicht mehr handlungsfähig. Am 5. Juli 1993 haben zwei Gläubiger die Eröffnung des Gesamtvollstreckungsverfahrens über das Vermögen der TFS beantragt.

Um die Ansprüche gegen die Bank weiter geltend machen zu können, hatte der Insolvenzverwalter umgehend in Absprache mit der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Malaysia Anwälte damit beauftragt, bei dem zuständigen Gericht in Kuala Lumpur Klage auf Zahlung des Betrages inklusive Zinsen zu erheben.

In der Folgezeit hatte sich der Rechtsstreit immer wieder insbesondere aus verfahrenstechnischen Gründen verzögert. Bewegung kam erst wieder im Jahr 2005 in die Sache, als neben dem Sequester auch die früheren TFS-Vorstände Gunter Schmidt, Hartmut Krannich und Hans-Joachim Kallis nach Kuala Lumpur vorgeladen wurden. "Wir haben in diesen Terminen ausführlich als Zeugen ausgesagt, insbesondere uns einem mehrstündigen Kreuzverhör der Rechtsanwälte der Bank ausgesetzt", so Winfrid Andres.

Schließlich konnte sich das Gericht der Argumentation der Deutschen anschließen und verurteilte die Bank zur Zahlung. Das war 2006. Die Bank legte gegen diese Entscheidung Berufung ein. Diese wurde abgelehnt. Dagegen wiederum ging die Bank in Revision. Im weiteren Verlauf kam es zu Gesprächen zwischen den Anwälten beider Parteien mit dem Ergebnis, dass die Bank das erstinstanzliche Urteil anerkannte und die Berufung zurücknahm. Knapp 7,9 Millionen Euro wurde umgehend nach Deutschland überwiesen.

Dieser Betrag steht jetzt einer Summe von insgesamt 2,15 Millionen Euro als Forderungen der restlichen Gläubiger gegenüber.

Der Insolvenzverwalter hat den Schlussbericht und die Rechnungslegung beim Amtsgericht Gera eingereicht. Zurzeit wartet Andres auf die Anberaumung des Schlusstermins, der für Herbst angekündigt ist. Danach werden die Gläubiger ihr Geld bekommen.

"Da die Forderungen an die beteiligten Gläubiger niedriger sind als das zur Verfügung stehende Guthaben, wird sich ein Überschuss zur Auszahlung an die Gesellschafter ergeben. Es wird meine Aufgabe sein, zu ermitteln, wer tatsächlich zur Zeit Gesellschafter, das heißt alleiniger Aktionär der TFS, ist", so der Anwalt.

Heike Enzian / 07.09.11

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