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Stand: 20.07.2018
Rudolstadt und die leeren Läden: Wie steht es um den Einzelhandel?

Schließung, Leerstand, Neueröffnung: eine Bestandsaufnahme zum Einzelhandel in Rudolstadt.

Rudolstadt. Am kommenden Sonntag, dem zweiten Advent, laden die Geschäfte in der Innenstadt zum entspannten Vorweihnachts-Einkauf ein. Dazu lockt „Schillers Weihnacht“ auf dem Markt mit Ständen und einem bunten Rahmenprogramm. Die Stadt wird, wie immer zu solchen Anlässen und zur Freude der Händler, wohl wieder voll sein.

Aber es gibt auch die andere Seite des Einzelhandels in Rudolstadt. Diese offenbart sich gerade besonders deutlich in der Unteren Marktstraße. Hier hat der Leerstand in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. „Zu vermieten“ steht an Türen und Schaufenstern der Geschäfte, in denen bis vor Kurzem noch Textilien, Obst oder Reisen verkauft wurden.

Wo führt diese Entwicklung hin und was kann man dagegen tun, fragen sich viele.

Innenstadt wird Wandel durchleben

Jetzt vom Niedergang des Handels schlechthin sprechen, wolle man beim Stadtring, der hiesigen Händlervereinigung, aber nicht. Man verschließe nicht die Augen vor der Realität, doch wüsste auch, dass es sich hier nicht um ein spezielles Rudolstadt-Problem handelt, hieß es zur jüngsten Vorstandssitzung.

„Vieles hängt von Rahmenbedingungen ab, die wir als Stadtring nicht beeinflussen können“, so Vorstand Hendrik Püschel. Einkaufen im Internet, eine „Geiz ist geil“-Mentalität, private Hauseigentümer, die sich vor Investitionen scheuen, zu kleine Verkaufsflächen – die Ursachen für Leerstand seien vielfältig. Auch der Personalmangel sei im Handel angekommen.

Hinnehmen wolle man den Abwärtstrend aber nicht. Vielmehr verweist der Stadtring darauf, dass es in jüngerer Vergangenheit auch erfolgreiche Neueröffnungen gab, die von den Rudolstädtern und Gästen gut angenommen werden. Der Bio-Laden und die Eisdiele am Güntherbrunnen gehören dazu. Auch kleine Läden wie der für Hundefutter oder Kurzwaren und Handarbeiten sind neu.

„Die Innenstadt wird einen Wandel durchleben“, ist sich Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl (BfR) sicher. Mit Blick auf die anstehende Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes für das Städtedreieck sagte er vor dem Stadtring-Vorstand: „Wir als Stadt Rudolstadt werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um die Ansiedlung eines Drogeriemarktes am Marktkauf in Saalfeld zu verhindern. Es liegt auch an uns, den Prozess der Verödung der Innenstädte zu beschleunigen oder alles dafür zu tun, um die Innenstädte zu beleben. Alle drei Städte müssen das gemeinsam hinkriegen.“

Als einen ersten konkreten Schritt bietet er Hauseigentümern an, freie Verkaufsflächen auf kurzem Weg an die Stadt zu melden, um möglichst passende Angebote zu finden. „Das ist eine freiwillige Leistung der Stadt und ich kann dafür nicht einfach eine Stelle einrichten. Ich kann auch nicht über Mieten verhandeln oder Verträge abschließen. Aber wir wollen versuchen, hier über Mittel der Städtebauförderung eine Möglichkeit hin zu bekommen, um Angebote und Nachfragen besser koordinieren zu können“, so Reichl. Auch eine zweite Gründerinitiative für die Innenstadt gemeinsam mit der IHK könne er sich vorstellen.

„Es gibt auch von Stadtring-Seite aus das Angebot, bei der Wiedervermietung freier Objekte zu helfen, auch in Kooperation mit Maklern“, so Sebastian Matthes.

Die gute Nachricht: Ein paar Veränderungen sind schon greifbar nahe. Das Textilgeschäft an der Ecke zum Markt schließt zum Jahresende. Die bisherige Chefin wird sich ihren Traum erfüllen und Anfang 2018 ein paar Meter weiter an der Ecke Große Badergasse ihr eigenes Modegeschäft eröffnen. Eine Veränderung steht in der Unteren Marktstraße an, wenn der Zeitschriften- und Lotto-Laden aus dem Rudolstadt-Center wieder an die alte Stelle zurückkehrt.

Eine weitere Neueröffnung, von er sich die Händler eine Belebung der Innenstadt versprechen, ist für 2018 angekündigt. Dann kommt Café Wenzel auch nach Rudolstadt– direkt an den Markt. Auch sehnen die Händler den Tag der Eröffnung des sanierten Gerichtsgebäudes herbei. Mitarbeiter, Anwälte, Menschen, die zu Verhandlungen oder der Behörde kommen, wird man auch in der Stadt wahrnehmen. Bestenfalls als Käufer.

Heike Enzian / 05.12.17

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