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Stand: 20.07.2018

Der Kreis Saalfeld-Rudolstadt ist das Altersheim von Deutschland

Laut einer neuen Studie ist der Kreis Saalfeld-Rudolstadt spitze – bei Altersdurchschnitt und Bevölkerungsverlust.

Saalfeld/Rudolstadt. „Bevölkerung, Arbeitslose, Miete – Boomt Ihr Landkreis auch?“ fragte der Onlinedienst des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ am Wochenende und veröffentlichte eine neue Vergleichsliste des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn. Verglichen wurden Daten aller 402 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland.

In Beantwortung der Eingangsfrage reicht es für Saalfeld-Rudolstadt nicht mal für ein „Jein“. Die Region im Südosten Thüringens boomt nicht, sie altert deutlich über dem Schnitt und sie verliert an Einwohnern wie kaum eine andere Gegend in Deutschland.

In beiden Kategorien gehört der Kreis Saalfeld-Rudolstadt zur „Spitze“ in Deutschland. Nur in sieben Landkreisen, allesamt in den neuen Bundesländern gelegen, ist die Bevölkerung im Schnitt noch älter, darunter aus Thüringen das Altenburger Land mit 49,3 Jahren und der Landkreis Greiz mit 48,8. Spitzenreiter ist die Doppelstadt Dessau-Roßlau mit einem Altersdurchschnitt von 49,3 Jahren. Jünger als 40 ist man im Schnitt nur in Heidelberg und in Freiburg im Breisgau.

Weil ältere Frauen und Männer in aller Regel auch eher sterben als jüngere, sieht es in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung kaum besser aus. Auch hier findet sich Saalfeld-Rudolstadt mit einem Rückgang der Einwohner binnen 15 Jahren um 16,8 Prozent auf einem der letzten 20 Plätze in der Rangliste, also unter den letzten fünf Prozent. Hier ist Suhl mit über 20 Prozent Rückgang das Schlusslicht, schlechter als Saalfeld erging es unter den Thüringer Landkreisen außerdem nur Greiz und dem Altenburger Land.

Bester Rang im Vergleich bei der Arbeitslosenquote

In dieser Kategorie zeigt sich auch der Trend zur Landflucht. Unter den Top10 bei der Bevölkerungsentwicklung liegen sieben zumeist größere Städte, darunter mit einem Zuwachs von 20,5 beziehungsweise 19,5 Prozent: München und Potsdam. In Thüringen haben lediglich Jena (9,1 Prozent, Rang 36), Weimar (5,0 Prozent, Rang 100) und Erfurt (5,9 Prozent, Rang 89) zwischen den Jahren 2000 und 2015 zugelegt.

In Bezug auf den Ausländeranteil – gemessen im Jahr 2015 – liegt Saalfeld-Rudolstadt mit 2,2 Prozent unter den 402 Städten und Landkreisen auf Platz 395. Noch weniger Ausländer gibt es nur in sieben Landkreisen in Thüringen und Sachsen, die erste altbundesdeutsche Region kommt mit Bayreuth (3,2 Prozent) auf Platz 361. In der Regel liegt der Anteil von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Westen jenseits von fünf Prozent. Den höchsten Wert erzielt Offenbach am Main mit 33,6 Prozent, gefolgt von Frankfurt/Main (28 Prozent). Es folgen München, Stuttgart und Pforzheim.

Bei den anderen drei untersuchten Faktoren liegt der Kreis Saalfeld-Rudolstadt etwas näher am Mittelfeld. So ist der Mietpreis mit 5,24 Euro pro Quadratmeter höher als etwa in Gelsenkirchen, Hagen oder Salzgitter, kommt aber bei weitem nicht an die Preise in den meisten Großstädten heran. Hier ist Jena mit 8,32 Euro pro Quadratmeter und Platz 64 bundesweit einsamer Spitzenreiter im Freistaat.

In immerhin 18 Städten sind zehn Euro und mehr als Quadratmeterpreis fällig, in München wurden als Schnitt 15,65 Euro ermittelt.

Neben der Bevölkerungsentwicklung gibt es die größten Unterschiede innerhalb der Bundesrepublik beim Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner. Dabei kommen die Autostädte Wolfsburg und Ingolstadt auf mehr als 120 000 Euro, gut drei Dutzend weitere Städte schaffen mehr als 50 000 Euro. Saalfeld-Rudolstadt findet sich hier mit 24 000 Euro und Platz 316 zwar ebenfalls im letzten Drittel, aber wenigstens nicht ganz hinten wieder. Noch besser schneidet die Region bei der Arbeitslosenquote ab. 6,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2016 sind Rang 119. Damit steht man besser da als Weimar und Erfurt, aber auch besser als viele westdeutsche Regionen. Hier sind Bremerhaven und Gelsenkirchen mit über 14 Prozent die Schlusslichter in der Rangliste.

Die Landkreis-Platzierungen im Überblick

· Altersdurchschnitt: 48,6 Jahre, Rang 11

· Anteil Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit 2015 (in Prozent): 2,2 Prozent, Rang 395

· Arbeitslosenquote 2016 (in Prozent): 6,7 Prozent, Rang 119

· Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2014 (in Euro): 24 000 Euro, Rang 316

· Durchschnittliche Angebotsmiete je Quadratmeter Wohnfläche 2016: 5,24 Euro, Rang 322

Veränderung der Einwohnerzahl zwischen 2000 und 2015 (in Prozent): -16,8 Prozent, Rang 385

Thomas Spanier / 24.10.17

http://www.otz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Der-Kreis-Saalfeld-Rudolstadt-ist-das-Altersheim-von-Deutschland-489568655