Der Bergbau im Köllertal - Die Grube Von der Heydt

Eine harte Gesteinsschicht, das sogenannte Holzer Konglomerat, zieht sich von der Göttelborner Höhe über Holz, Riegelsberg zur Ritterstraße hin. Dieser "Riegelsberg" trennt das Köllertal vom Burbachtal. Die Gesteins- und Kohlenschichten über und unter dem Holzer Konglomerat fallen allesamt von SO nach NW ein, in Riegelsberg mit 21 bis 25 Grad. Diesseits auf der Köllertalseite liegen die Schichten über dem Holzer Konglomerat, im Burbachtal darunter. Da die Kohlen an die Tagesoberfläche austreten, konnte in beiden Tälern schon relativ früh ein Bergbau beginnen. In Güchenbach und Walpershofen treten die Flöze Schwalbach (auch Lummerschieder Flöz genannt) und Wahlschieder Flöz zu Tage. Im Burbachtal sind vor allem die Flöze Beust und Heinrich zu nennen.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erforschte man von der Frommersbachtal gelegenen Grube Gerhard (Luisenthal) aus mit unterirdischen Strecken das jenseits des Prometheussprunges gelegene Feld im Burbachtal. Auf Grund der angefahrenen Flöze beschloss die Grubenverwaltung die Schaffung einer neuen Grubenanlage mit dem Namen Von der Heydt, benannt nach dem preußischen Handels- und Finanzminister.

Mit dem Anhauen des Von der Heydt-Stollens 1850 und nach dem Erlass des Handelsministers vom 8.9.1852 begann die Geschichte der Grube Von der Heydt, die sich nun auch mit der Übernahme des Krugschachtes von der Muttergrube Gerhard abtrennte. Mit dem Anschluss an die neu geschaffene Eisenbahnlinie im Jahre 1852 begann nun ein gewaltiger Aufschwung der Grube Von der Heydt, wovon auch die Orte der späteren Gemeinde Riegelsberg profitieren. Die Grube Von der Heydt entwickelte, nämlich

der Hauptabteilung Von der Heydt

der Abteilung Lampennest

der Abteilung Burbach mit Kirschheck

der Abteilung Steinbach.

In Riegelsberg standen die zur Abteilung Lampennest gehörenden Schächte:

Lampennest I, abgeteuft 1872

Lampennest II, abgeteuft 1888

Lampennest III, abgeteuft 1891

Buchschachen, abgeteuft 1878

außerdem der zur Grube Viktoria gehörende Hixbergschacht.

Schacht Lampennest

Bergbaubeamte in der Gruwenchaise

Kirschheckschacht I (1857 - 1932)

Kirschheckschacht III 1931

Unterhalb des Riegelsberges im Burbachtal trieb man 1854 im Dohlengraben in das Beustflöz eine einfallende Strecke, die nach 120 Metern den Lampenneststollen erreichte. Damit wurde dieser nun belüftet. Der Lampenneststollen erhielt eine senkrechte Verbindung zum 42 Meter tiefer liegenden Von der Heydt-Stollen, um die Kohlen nach Von der Heydt fördern zu können. In der Folgezeit enstanden entlang der austretenden Flöze Beust, Heinrich, Karl und Meterflöz etwa 20 Tagesstrecken. Sie reichten von der Nähe des Ortes Holz über den Kasberg bis zur Straße Hixberg - Pfaffenkopf.

Die Eisenbahnindustrie im Saarraum verdankt ihren Urspruing dem Vorkommen tonoger Sphäroide und Schichten von Toneisenstein. Vornehmlich im Buntsandstein liegen solche roten Eisensteinschwarten, meist nur wenige Zentimeter dick. Die Ablagerungen der rund 220 Mill. Jahre alten Buntsandsteinschichten im Raum Riegelsberg finden sich am Pfaffenkopf, Schoksberg, Wolfsgarten, Neuhaus und am Kamphügel bei Kirschheck.

In regelmäßigen dünnen Flözen oder mehr oder weniger wechselnden Anhäufungen von sphäroidischen Nieren treten diese Eisensteine an vielen Punkten unmittelbar zu Tage. In den Lebacher Schichten, den Formationen des Perm, finden sich heute noch die sog. Lebacher Eier - lehmfarbene Eisenerzstollen. Der Eisengehalt der Toneisenerze liegt durchschnittlich bei 22-23 Prozent, wobei jedoch Einzelstücke der bankigen oder knolligen Ablagerungen bis 60 Prozent aufweisen. Zum vergleich: Die lothringischen Minette haben einen durchschnittlichen Eisengehalt von etwa 33 Prozent.

Von einer frühen Verarbeitung saarländischer Erze künden Funde von sog. "Heidschlacken", Schmelzrückstände aus der Kelten- und Römerzeit. Die Beschaffenheit der Schlacken und die in der Nähe der gefundenen Schmelzstätten sind Zeugen aus dieser Zeit. In einfachen Öfen, den sog. Rennöfen, wurde das Erz mit Holzkohle befeuert. Das dabei entstehende Eisen wurde zu Luppen ausgeschmiedet. Aus dieser Handelsware entstanden später alle möglichen Geräte, Werkzeuge und Waffen. Zahlreiche Schmieden oder Hammerwerke bezogen solche Luppen. In Riegelsberg sind Funde einfacher Rennöfen bekannt vom Wolfsgarten und aus Hilschbach.

Die Tätigkeit der Erzgräber war mühsam und schwer. Oft mussten sie ganze Sandsteinkuppen umgraben um einzelne Knollen zu finden oder den dünnen Schwarten nachzugehen. Ein Erzgräber durfte nur mit besonderer Genehmigung arbeiten. Eine Fuhre Erz zu beladen erforderte meist tagelange Arbeit. Vom erzielten Gewinn waren die Fuhrleute zu bezahlen. Diese mussten bis zur nächsten Schmelze nach Quierschied oder Geislautern mühsame Wege zurücklegen, sicherlich manchmal unter Inkaufnahme eines Achs- oder Radbruches. Jedoch war das Erz der Tomeisensteine immer noch preisgünstiger als das der lothringischen Minette wegen der kürzeren Transportwege. Erst mit dem Aufkommen der Eisenbahn Mitte des vorigen Jahrhunderts und der Kanalisierung der Saar im Jahre 1866 konnten die saarländischen Erzbergleute mit andern nicht mehr konkurieren und mussten ihren Beruf aufgeben.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte ein riesiger Zustrom von Arbeitern in die entstehenden Industriegebiete an der Saar. In dieser Zeit gehörten zur Bürgermeisterei Sellerbach die drei selbständigen Gemeinden

Güchenbach mit den Ortsteilen Riegelsberg, Buchschachen und Pflugscheid/Hixberg

Überhofen

Hilschbach mit Ziegelhütte.

Für die zuwandernden Neubergleute schuf der Bergfiskus Schlafmöglichkeiten zunächst in Schlafhäusern, später durch Förderung des Eigenheimbaus. In Riegelsberg entstanden in Zuge solcher Maßnahmen durch Bereitstellung von günstigen Bauland, Bauprämien und vorteilhaften Darlehen neben den Bergmannskolonien Buchschachen und Pflugscheid eine ganze Reihe von Neubauten auf dem Gemeindebann. Durch die Haltung von Kostgängern und Bewirtschaftung eines größeren Stückes Gartenlandes konnte ein Bergmann in eine einigermaßen gesicherte Zukunft blicken. Zur Versorgung dieser ständig wachsenden Einwohnerzahl etablierten sich immer mehr Kaufleute, Krämer, Bäcker, Metzger, Wirte und Handwerker verschiedenster Art. Die Kaufkraft der Bevölkerung machte sich allenthalben bemerkbar. Bergfiskus und Knappschaftsverein förderten in Riegelsberg soziale und kulturelle Einrichtungen. Aus Mitteln des Knappschaftsverein entstanden 1867 das Waisenhaus zu Buchschachen und der Bau der "Kindebewahranstalt" (Kindergarten) im selben Ort. Die Töchter der Bergleute wurden besonders begünstigt, durch die Einrichtung einer Haushaltschule, die Söhne konnten eine Werksschule besuchen. Die Grubenverwaltung übernahm die Kosten für Straßenbauten, Schulen, gewährte den Gemeinden die sog. Berechtigungskohlen und den Bergleuten Deputatkohlen. Die Grube Von der Heydt übernahm auch weitgehend die Kosten bei dem Bau der Straßenbahnlinie Saarbrücken - Heusweiler. Zur Unterhaltung und bei den jährlichen Bergfesten spielte die Bergkapelle auf, Kirche und Grube förderten die Gründung religiöser oder beruflicher Vereine. Daneben gab es noch eine Reihe von Vergünstigungen für Bergleute wie kostenlose Buchausleihe, Konsum, Aufstieg der Bergleute über die Bergschule zum Beamten usw.

Schlafhaus in Riegelsberg

Die Grube Von der Heydt um 1930 - alle hier gezeigten Häuser wurden inzwischen eingeebnet.

aus "Bergbau- Handel und Gewerbe un Alt-Riegelsberg"

Copyright © 2004 Ursula Neumann
Stand: 27.02.2018